Ein Musikalbum (auch kurz Album) ist in der Musikindustrie die Bezeichnung für eine vom Tonträger unabhängige Zusammenstellung von mehreren Musikstücken eines Interpreten, einer Musikgruppe, eines Komponisten oder zu einem Thema. Andere Präsentationsformen sind die Single und die einen Übergang zwischen Album und Single bildende EP.
Entsprechend den Richtlinien der deutschen Musik-Charts gilt eine Schallplatte als Album, wenn sie mindestens fünf Stücke enthält oder eine Spielzeit von mehr als 23 Minuten hat. Remixe zählen dabei nicht im Sinne der Definition. Ein einzelnes Musikstück auf dem Album, der EP oder der Single wird auch mit dem Begriff Titel (engl. Track) bezeichnet. Das Inhaltsverzeichnis des Tonträgers heißt dementsprechend Titelliste (engl. Tracklist).
Geschichte[]
Die Verwendung des Begriffes Album im Tonträgergeschäft hat ihren Ursprung bereits in der Anfangszeit der Schallplattenherstellung. Der Begriff Album war eigentlich zunächst für die leeren Sammelmappen vorgesehen, die mit Schallplatten (oder Bildern: Fotoalbum) gefüllt werden konnten. Album als Synonym für Langspielplatten kam erst auf, als im Oktober 1931 das Broadway-Musical Gems From the Bandwagon auf mehrere kartongebundene Singles verteilt wurde (daher Album), die mit einer Geschwindigkeit von 33 1/3 U/min liefen und 10 Minuten Spieldauer pro Seite aufwiesen. Verkauft wurden diese Komplettaufnahmen, die aus bis zu dreißig Schallplatten bestehen konnten, in speziellen buchartigen Alben aus stabiler Pappe, die mit getrennten Taschen für jede einzelne Platte versehen waren und daneben oft einige Textseiten mit Informationen zum jeweiligen musikalischen Werk enthielten. Die ersten dieser schweren und unhandlichen „Plattenalben“, die auf den ersten Blick tatsächlich Fotoalben ähnelten, brachte das Plattenlabel Odeon bereits um 1905 auf den Markt.
Unter den ersten Alben befanden sich die Zusammenstellungen mehrerer zuvor erschienener Singles eines bestimmten verstorbenen Interpreten (Bix Beiderbecke, † 1931; Bessie Smith, † 1937). Das Billboard-Magazin begann seit dem 24. März 1945 mit einer Album-Hitparade. Original Cast Alben begannen in den fünfziger Jahren mit der Zusammenfassung meist von Broadway-Musicals und waren sehr populär. Alleine das Album My Fair Lady verkaufte im April 1956 insgesamt 13 Millionen Exemplare. Alben bestanden damals aus bis zu 12 Tracks. Schellackplatten-Alben waren trotz ihrer offensichtlichen Nachteile – wer eine Wagner-Oper genießen wollte, musste sechzig Mal die Platte wechseln bzw. umdrehen – mehr als fünfzig Jahre lang für die Plattenindustrie ein wichtiger Umsatzfaktor. Die Vorstellung der LP im Jahre 1948 förderte den Verkauf von Alben. Nun enthielt eine einzige Schallplatte so viel Klangmaterial wie zuvor ein ganzes Album – daher übertrug sich der eigentlich sinnlos gewordene Begriff auf das neue Medium; „Album“ wurde umgangssprachlich zum Synonym für „Langspielplatte“; später übernahm man das Wort teilweise auch für Compact Discs mit entsprechend langer Spieldauer. Das meistverkaufte Musikalbum ist das 1982 veröffentlichte Thriller von Michael Jackson mit vermutlich über 100 Millionen verkauften Tonträgern weltweit.
Im Jahr 2003 veröffentlichte das US-amerikanische Musikmagazin Rolling Stone eine Liste mit den 500 besten Alben aller Zeiten. In der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts hat sich die Anzahl der Alben verdoppelt, die pro Jahr in den USA veröffentlicht wurden.
Heutige Anwendung[]
Heute erscheinen Alben auf einer Vielzahl möglicher Speichermedien. Auch ist es inzwischen möglich, ein Album als Download über das Internet zu beziehen, wodurch man nur gespeicherte Dateien erhält und dieses kein eigenständiges physisches Produkt mehr darstellt. Jedoch ist im Gegensatz zu den Singles ein eher konservatives Kaufverhalten festzustellen, Absätze von Alben blieben stabil.
Besondere Arten[]
Debütalbum[]
Das erste Album eines Künstlers wird „Debütalbum“ genannt. Als erfolgreichstes Debütalbum eines weiblichen Künstlers in den Vereinigten Staaten galt bis Ende der 1990er Jahre mit 13 Millionen verkauften Exemplaren Whitney Houstons gleichnamiges Album aus dem Jahr 1985. 1999 wurde sie dann von Britney Spears übertroffen, als diese in den USA über 14 Millionen Exemplare ihres in diesem Jahr erschienenen Debütalbums …Baby One More Time verkaufte. Abgelöst wurde Spears neun Jahre später wiederum von Lady Gaga, deren Debütalbum The Fame aus dem Jahre 2008 sich in den USA 15 Millionen Mal verkaufte.
Erfolgreichstes Debütalbum einer Musikgruppe ist Boston (1976) von der gleichnamigen Band, von dem in den USA 17 Millionen Stück verkauft wurden – mit großem Abstand gefolgt von Business as Usual (1981/82) von Men at Work mit 6 Millionen. In etlichen Statistiken wird allerdings noch vor Boston Guns N’ Roses’ Album Appetite for Destruction (1987) geführt, von dem in den USA 18 Millionen Exemplare verkauft wurden. Es gilt überwiegend als Debütalbum der „Gunners“, da ihre Erstveröffentlichung Live ?!*@ Like a Suicide (1986) eine EP ist, EPs aber üblicherweise nicht als „Album“ gelten.
Original Cast Album[]
Dieses Format kam mit Verbreitung der Broadway-Shows, insbesondere der Musicals, ab 1943 auf. Hierauf ist die Original-Besetzung der Bühne zu hören. Oft wird das Album aus der Broadway-Produktion Oklahoma! als erstes Original Cast Album genannt (6 Platten mit 78rpm), wofür sich Decca Records am 2. Dezember 1943 das Urheberrecht sicherte. Das Original Cast Album gilt als ein wesentliches Element der heutigen Musicals.
Weitere[]
Ein Album, das sich mit einem bestimmten Thema befasst, heißt Konzeptalbum. Als „Greatest-Hits“-Album (auch „Best of“ und „Kompilation“) wird ein Album bezeichnet, das die erfolgreichsten Hits (in der Regel hauptsächlich Singles, wenn es sich allein um Singles handelt auch oft unter der Bezeichnung „Singles Collection“) eines Interpreten beinhaltet. Konzertaufnahmen werden häufig als Live-Album verkauft. Als Doppel-Album bezeichnet man eine Zusammenstellung von zwei Tonträgern, die unter einem gemeinsamen Cover veröffentlicht werden. Bei mehr als zwei Tonträgern spricht man von einer Box bzw. von einem Box-Set. Zur ursprünglichen Bedeutung der Bezeichnung Album kehren heute CD-Sammlungen zurück, die in einem Einzelpaket angeboten werden. Oft enthalten bestimmte Auflagen eines Albums regional oder zeitlich begrenzt einen oder mehrere Bonustracks. Manche Alben werden als Limited Edition nur mit einer sehr begrenzten Auflagenzahl in den Handel gebracht.
Album-Cover[]
Musikalbum wird historisch als Einheit zwischen dem Tonträger und dem zugehörigen Schallplattencover aufgefasst. Das Größenformat eines Schallplatten-Albums (31,5 x 31,5 cm) erlaubte auf der Vorderseite ein Cover-Design, während auf der Rückseite meist Liner Notes und/oder die Tracklist untergebracht waren. Die Design-Funktion ist bei Musikalben im Format der Compact Disc oder gar der MusiCasette eher von untergeordneter Bedeutung.
Musiksoziologische Abgrenzung[]
Während in der Musiksoziologie die Single als preiswert, kommerziell und flüchtig orientiert einzustufen ist, steht das Musikalbum für Attribute wie künstlerisch wertvoll, komplex und überlebensfähig.
Siehe auch[]
Liste von Interpreten mit den meistverkauften Tonträgern weltweit