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Dark Wave (engl. dark = „dunkel, trüb“, wave = „Welle“) bezeichnet eine Epoche der Musik. Sie umschließt Spielarten, die sich im Zuge der New Wave-Bewegung herausgebildet haben und hinsichtlich ihrer klanglichen Umsetzung als dunkel, trist, elegisch oder sehnsuchtsvoll wahrgenommen werden.

Hierzu zählen unter anderem Rockmusik im Stil von Bands wie Joy Division oder The Cure, rein elektronisch arrangierte Kompositionen (beispielsweise frühe Anne Clarkoder Psyche) sowie Kompositionen auf der Basis einer semi-akustischen Instrumentierung mit Gitarren, Flöten, Trommeln oder Violinen (z.B. bei Deine Lakaien, In the Nursery oder Death In June).

Im engeren Sinne erfasst Dark Wave die Strömungen Cold Wave, Electro Wave, Ethereal, Gothic Rock, Neofolk und Neoklassik, sowie die Neue Deutsche Todeskunst und Teile der Neuen Deutschen Welle. Umstritten ist die Ausweitung auf das Post-Industrial-Umfeld, da es wechselseitig zu stilistischen Überlagerungen kam und demzufolge die Genregrenzen stark verschwammen (so bei Attrition, Die Form, Kirlian Camera oder Pink Industry).

Aus der Perspektive Deutschlands umfasst die Dark-Wave-Epoche den Zeitraum zwischen Anfang der 1980er Jahre und Ende der 1990er Jahre. In anderen Ländern, wie Brasilien, Frankreich, Italien, Spanien oder den Vereinigten Staaten, konnten einige der Spielarten bis heute konserviert und verfeinert werden.

Dark Wave ist untrennbar mit den musikstilistischen Charakteristika der späten 1970er und 1980er Jahre verbunden. Auf der Grundlage dieser Bewegung entstand ein kulturelles Milieu, dessen Anhänger man interkontinental als Waver und – in Deutschland – sporadisch als „Dark Waver“ bezeichnete. Neben „konventionellen Wavern“ gehörten hierzu die frühen Goths, im deutschen Sprachraum auch Gruftis genannt.

Verwandte Genres[]

Genretypische Instrumente:[]

  • E-Gitarre, E-Bass, akustische Gitarre
  • Schlagzeug, Snare-Drum, Drumcomputer
  • Synthesizer, Sampler
  • Klavier
  • Oboe, Flöte
  • Violine, Violoncello

Einflussfaktoren[]

Rockmusik[]

Bereits vor Beginn der New Wave-Ära gab es im Rahmen der Rockmusik vereinzelt Musiker, die sich kompositorisch der Schattenseite des Lebens zuwandten. Als eine herausragende Persönlichkeit gilt in diesem Fall die deutsche Künstlerin Nico alias Christa Päffgen. Die von ihr erschienenen, teils mittelalterlich anmutenden Alben The Marble Index (1969) und Desertshore (1970) zählen zu den bedeutendsten Werken der Rockgeschichte. Siouxsie Sioux, Sängerin der Siouxsie & the Banshees, erwähnte Nico als einen ihrer wesentlichen Einflussfaktoren. Auch andere Künstler, wie Ian Curtis (Joy Division), Peter Murphy (Bauhaus) oder Ian Astbury (The Southern Death Cult) zeigten sich von der ehemaligen Velvet Underground-Chanteuse fasziniert.

Weiterhin inspirierten Vertreter des Psychedelic Rock, speziell The Doors, einen Teil der europäischen Musikkultur. Joy Division spielten den The-Doors-Titel „Riders on the Storm“ auf einigen ihrer Konzerte. 1993 erschien die Compilation Lizard King - A Tribute to Jim Morrison, auf der Interpreten wie Alexander Veljanov (Deine Lakaien), Peter Spilles (Project Pitchfork), Martin von Arndt (Printed at Bismarck’s Death) oder Rüdiger Frank (The Tors of Dartmoor) den The Doors ihren Respekt zollen. Ian Astbury, ehemaliger Kopf und Sänger der Band The Southern Death Cult, startete um 2002 gemeinsam mit Ray Manzarek und Robby Krieger ein The-Doors-Revival unter dem Projektnamen The Doors of the 21st Century, das ab 2005 – aufgrund eines Rechtsstreits – unter dem Namen Riders on the Storm weitergeführt wurde.

Ferner hinterließ die Musik von The Velvet Underground, The Rolling Stones und nicht zuletzt The Moody Blues einen bleibenden Eindruck. Als einer der bekanntesten Titel der Moody Blues gilt „Nights In White Satin“, ein Kassenschlager der 1970er Jahre, der gelegentlich von Projekten aus dem Dark-Wave-Umfeld neu vertont wird.

Kunstmusik[]

Ein häufig unterschätzter Einfluss ist der der Kunstmusik. Besonders Komponisten der Romantik, wie Gustav Mahler, Richard Wagner, Anton Bruckner, Franz Schubert, Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow, oder der Neuen Musik, wie Igor Strawinsky, sind im Dark-Wave-Umfeld von großer Bedeutung.

So berichtete das Wave-Magazin Glasnost bereits 1991 über die „Inspiration der Wave-Musik durch Klassische Musik“. Etliche Künstler, wie Dead Can Dance, In the Nursery, Anne Clark, Deine Lakaien, Soul in Isolation, Ghosting, Sopor Aeternus oder Ophelia’s Dream, ließen sich durch die Musik früherer Komponisten inspirieren:

„Schon seit einigen Jahren entdecken Wave-Bands ihre Wurzeln in der Klassischen und mittelalterlichen Musik. Prominenteste Vertreter sind da mit Sicherheit Dead Cand Dance und In the Nursery.“
– Rüdiger Freund, Musikjournalist

In der zweiten Hälfte der 1980er mündete die Begeisterung an der Romantik, der Alten und der Neuen Musik in der Entwicklung der Neoklassik.

Literatur[]

Anregungen literarischer Art boten Schriftsteller und Lyriker der vergangenen drei Jahrhunderte, speziell Vertreter der Romantik-Bewegung, wie Novalis, Edgar Allan Poe und Mary Shelley oder auch Dichter wie George Gordon Byron und William Blake. Im Bereich des französischen Symbolismus sind vor allem Charles Baudelaire und Arthur Rimbaud zu nennen.

Aber auch Schriftsteller der Moderne, wie Henri Alain-Fournier, Franz Kafka, James Joyce, J.D. Salinger oder Henry Miller, sowie Dichter des Expressionismus, wie Georg Heym und Gottfried Benn, werden häufig als Einfluss genannt.

Entwicklungsgeschichte[]

Klassische Phase (1979-1989)[]

Auf der Basis von New Wave und Post-Punk schufen ab dem Ende der 1970er Jahre verschiedene Newcomer-Bands den Nährboden für eine neue, musikkulturelle Bewegung, die Introvertiertheit, Desillusion, Weltschmerz, Todessehnsucht, aber auch Gesellschafts- und Religionskritik, Philosophie, Naturmystik, Esoterik, Eskapismus und Romantik thematisch und klanglich in sich vereinte. Viele dieser Künstler reflektierten die aus der Punk-Bewegung bekannten Zukunftsängste (No Future), insbesondere vor der stetig ansteigenden Massenarbeitslosigkeit infolge einer weltwirtschaftlichen Depression oder vor einem drohenden Atomkrieg durch das kontinuierliche Wettrüsten während der erneuten Zuspitzung des Kalten Krieges. Mit dem Beginn des Thatcherismus verstärkten sich diese Endzeitvisionen oder nahmen binnen kürzester Zeit Gestalt an.

„Als Ende der 1970er, Anfang der 1980er diese Art von Musik – im Anschluss an die vom Kommerz zernagte Punk-Bewegung – populär wurde, hatte sie ähnliche gesellschaftliche und soziale Missstände zum Inhalt wie etliche Punk-Gruppen. [...] Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Künstler in ihrer Musik eigene Emotionen, Ängste und Sehnsüchte verarbeiten und die Grundstimmung ihrer Songs trübe, düster und schwermütig gerät: Es ist die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der eigenen, inneren Realität.“
– Rainer „Easy“ Ettler, Chefredakteur der Musikzeitschrift Zillo, 1990

Keine unwesentlichen Spuren hinterließen hierbei die Lebensbedingungen, die speziell in den 1970er Jahren mit den als grau, kalt, trostlos und anonym empfundenen, in aller Eile aus dem Boden gestampften Plattenbausiedlungen eine neue Ära einläuteten und sich in den musikalischen Ausdrucksformen vieler Künstler widerspiegeln:

„Wir wohnten direkt im Mördermekka der Midlands, in Northampton. Es war eine einzige Leere, diese graue, hoffnungslose, nasskalte britische Inselmentalität. Nicht-Kultur. Wir waren mittendrin, und 'In The Flat Field' (Anm.: das Bauhaus-Debüt) handelte direkt davon, in dieser gottlosen, flachen Landschaft zu leben, in diesem linearen, sich nirgendwo erhebenden Bewusstsein, das tatsächlich das Ergebnis dessen zu sein schien, was Nietzsche prophezeit hatte: den Tod Gottes.“
Peter Murphy, britischer Musiker und Sänger der Band Bauhaus

Damit einher ging der Versuch der Weltflucht aufgrund fehlender Zukunftsperspektiven und der als gefühlskalt und farblos empfundenen Realität. Mit der Zielsetzung, als Musiker den Lebensumständen und der finanziellen Notlage zu entfliehen, boten viele Künstler nicht nur sich selbst ein Ventil für angestaute Emotionen, sondern auch zahlreichen frustrierten Jugendlichen dieser Zeit, die – enttäuscht vom Punk, der „das öde Grau hatte wegreißen wollen, letztendlich aber nur umgestaltet hatte“ – kein positives Lebensgefühl in den öden Trabanten-Städten, inmitten ihrer zunehmend zerstörten Umwelt entfalten konnten.

Um das Verhältnis zur New-Wave- und Post-Punk-Bewegung und den damit verbundenen musikstilistischen Parallelen weiterhin ersichtlich zu machen, modifizierte man einzig den ersten Begriffsbestandteil und kreierte auf diese Art und Weise die Bezeichnung für ein neues Genre, das seine musikkulturellen Ausgangsformen teilweise um mehr als zwei Dekaden überlebte: aus New Wave wurde „Dark Wave“. Einige Künstler mit essentieller Bedeutung waren:

Joy Division zählten zu den stilprägenden Gruppen aus dem Post-Punk-Umfeld und gaben der Entfaltung der Dark-Wave-Bewegung, insbesondere mit dem zweiten Werk Closer von 1980, wichtige Impulse. Dieses Werk hebt sich deutlich von seinem Vorgänger ab und reflektiert den Gemütszustand des Sängers Ian Curtis wenige Wochen vor seinem Tod. Die Texte, die viel Freiraum für Interpretationen lassen, das Cover-Artwork, das mit einem schwarz/weiß-Motiv die Beweinung Christi zeigt, sowie die Tatsache, dass sich Ian Curtis noch vor der Album-Veröffentlichung das Leben nahm, brachten in den darauf folgenden Jahren für Closer den Ruf eines Dark-Wave-Klassikers mit sich. In ganz Europa gründeten sich Bands, die versuchten, in die Fußstapfen von Joy Division zu treten. Besonders westeuropäische Gruppen, wie die Cocteau Twins, Death In June, In the Nursery oder Siglo XX – Bands, die später selbst einmal im Dark-Wave-Umfeld eine zentrale Rolle spielten – zeigten sich von der Musik von Joy Division inspiriert. Closer kletterte auf Platz #5 der englischen Top Ten und verkaufte sich bis Mitte 1982 weltweit etwa 250.000 mal.
Im Allgemeinen gelten Bauhaus als die erste Gothic-Band überhaupt, auch wenn sie von Seiten der Presse gerne als David Bowie-Kopie belächelt wurden. Wichtig für die Dark-Wave- und Gothic-Bewegung war vor allem die Debut-Single von 1979, mit dem fast 10-minütigen Titeltrack "Bela Lugosi’s Dead", eine Hommage an den Schauspieler Béla Ferenc Dezso Blaskó. Durch das Album Mask von 1981, mit Songs wie "The Passion of Lovers", "Hair of the Dog" oder "Hollow Hills", konnten Bauhaus ihren Status als „Godfathers of Goth“ festigen. Gleichzeitig stellt dieses Werk den Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens dar. 1983 gelang ihnen mit "She’s in Parties" ein letzter Hit, bevor sie sich im Juli desselben Jahres infolge bandinterner Differenzen auflösten. Nach einer Reunion im Jahre 1998 sorgten Bauhaus erneut für Aufsehen, als sie den Titel "Severance" von der australischen Formation Dead Can Dance in einer schleppenden Ausführung mit über 7 Minuten Spielzeit neu interpretierten (zum Vergleich: die Länge des Originals umfasst 03:22 min).
Neben Joy Division stammen ebenso The Cure aus der ehemaligen Post-Punk-Szene Englands und zählen seit Anfang der 1980er Jahre zu den Wegbereitern der europäischen Dark- und Cold Wave-Bewegung. Insbesondere die Alben Faith (1981) und Pornography (1982), mit Titeln wie "The Funeral Party", "All Cats are Grey", "One Hundred Years", "The Figurehead" oder "Cold", stellen durch ihre in sich gekehrte und weltschmerzdurchtränkte Art einen merklichen Wandel gegenüber früheren Werken der Band dar. Vergänglichkeit und Glaube sind hierbei persistent wiederkehrende Themen, Adam Sweeting, Journalist der Zeitschrift Melody Maker, umschrieb die Musik von Pornography mit den Worten „It’s downhill all the way into ever-darkening shadows...“. Mit der anschließenden Hinwendung zu eingängigeren Popsongs kehrten The Cure erst 1989 mit Disintegration zur Grundstimmung des Faith-Albums zurück. Disintegration stieg auf Platz #3 der britischen Album-Charts, die daraus ausgekoppelten Singles „Lullaby“, „Pictures of You“ und „Lovesong“ erzielten ähnliche Erfolge.
  • The Sisters of Mercy
The Sisters of Mercy aus Leeds feierten 1982 ihren ersten Erfolg mit der Single „Alice“, die Platz #26 der britischen Independent-Charts erreichte und in den nachfolgenden Jahren zu einem Klassiker des Gothic Rock-Genres aufstieg. Nur ein Jahr später gelang der Band mit dem Titel "Temple of Love" der Durchbruch. Es dauerte jedoch noch zwei weitere Jahre, ehe das Erstlingswerk First and Last and Always den Weg in die Plattenläden fand und dem Quartett mit Klassikern wie "Marian" oder "Black Planet" erneut hohe Verkaufszahlen bescherte. The Sisters of Mercy zählten, neben Bauhaus, The Cure und Joy Division, zu den wichtigsten Formationen der Dark-Wave-Bewegung. Trotz mehrjähriger Bühnenabstinenz, des kommerziellen Erfolgs des 1987er Albums Floodland und der zunehmenden Hinwendung zum Hard Rock mit dem Album Vision Thing in den 1990er Jahren, behielten sie diesen Status bis in die Gegenwart bei.
  • Anne Clark
Anne Clark, eine der namhaften Künstlerinnen aus dem Spoken-Word-Umfeld, nutzte schon früh Literatur und Musik als Ausdrucks- und Zufluchtsmöglichkeit und beschritt ihre Karriere mit dem 1982er Debut The Sitting Room, auf dem sie ihre Texte erstmals einer breiteren Masse musikalisch darbietet. The Sitting Room enthält keine Clubhits, konnte jedoch in Teilen der Wave-Szene durch seine getragenen, introvertierten Klänge deutlich Eindruck hinterlassen. Ihre größten Erfolge feierte Anne Clark anschließend mit Sleeper in Metropolis (1983) und Our Darkness (1984), mittels der Retrospective-Collection Terra Incognita (1986) wurde sie auch in Spanien bekannt.
  • Xmal Deutschland
Die Hamburger Formation Xmal Deutschland, die 1980 als reine All-Girl-Combo gegründet wurde, veröffentlichte in den darauf folgenden zwei Jahren die beiden Singles „Schwarze Welt“ (1981) und „Incubus Succubus“ (1982) auf Alfred Hilsbergs ZickZack-Label. Unter dem Banner der Neuen Deutschen Welle kreierte sie dabei als eine der ersten deutschen Bands Kompositionen im Gothic-Rock-Stil. Nach einigen Konzerten mit den Cocteau Twins wurde die Band vom britischen Independent-Label 4AD unter Vertrag genommen und gewann dadurch insbesondere im englischen Sprachraum an Popularität.
  • Clan of Xymox
Die niederländische Band Clan of Xymox debütierte 1984 mit der Mini-LP Subsequent Pleasures. Neben dem Titel "Going Round", der in Deutschland zu einem Undergrund-Hit aufstieg, fand vor allem der Track "Moscovite Musquito" reichlich Gehör und wurde, bedingt durch das lockere Gitarrenspiel, mehrfach mit der Musik von The Cure, Joy Division oder Echo & the Bunnymen verglichen. 1986 veröffentlichten Clan of Xymox ihr zweites Werk Medusa, das – trotz anfänglicher Bedenken – ein internationaler Erfolg wurde. Titel wie "Louise", "Michelle" und "Agonised by Love" avancierten zu Hits und steigerten den Bekanntheitsgrad der Band in Europa und Teilen der USA und Mexiko.
  • Kirlian Camera
Das norditalienische Elektronikprojekt Kirlian Camera brachte 1981 sein gleichnamiges Debut in Form einer Mini-LP auf den Markt. Von Beginn an manifestierte sich eine Vorliebe für dark-wave-lastige Kompositionen, besonders der Titel "No One Notices Them" auf der A-Seite nimmt das dunkle Ambiente späterer Werke vorweg. Nachdem das Projekt ab Mitte der 1980er Jahre in den Italo-Disco-Bereich abdriftete, erfolgte 1987 mit der Single „Heldenplatz“ abrupt die Rückkehr zu den Wurzeln. Nur ein Jahr später konnten Kirlian Camera mit dem Track "Eclipse" einen Clubhit landen und sich damit auch in Deutschland an die Spitze heranarbeiten.
Die Electro-Wave-Formation Depeche Mode aus Basildon, England, begann schon früh damit, auch nachdenklich stimmende Tracks wie "Blasphemous Rumours" zu komponieren und fand vornehmlich mit dem 1986er Album Black Celebration im New-Wave- wie auch im Dark-Wave-Umfeld gleichermaßen Anklang. Einen wesentlichen Einfluss nahmen ihre Songs auf die frühen Veröffentlichungen von Silke Bischoff, Psyche oder Fading Colours.

Neben den bereits erwähnten Xmal Deutschland gab es noch eine Reihe weiterer Künstler, die sich im Zuge der Neuen Deutschen Welle mit relativ obskuren Klängen präsentierten. Nennenswert sind dabei Geisterfahrer (Schatten voraus, 1980), Die Unbekannten (Casualties, 1981), Malaria! (Emotion, 1982), Leningrad Sandwich (Heat, 1982) oder auch Mona Mur & Die Mieter (Jeszcze Polska, 1982), eine Kooperation zwischen Mona Mur und den Einstürzenden Neubauten. Mit dem Abklingen der Neuen Deutschen Welle konzentrierten sich Gruppen wie Belfegore, die zu einem Drittel aus der NDW-Band Nichts hervorgingen, Remain In Silence aus Hannover, der Berliner Act Marquee Moon oder Asmodi Bizarr aus Düsseldorf vermehrt auf die Vertonung englisch-sprachiger Songtexte. Ebenfalls aus Düsseldorf stammt das Quartett Stimmen der Stille, dessen erste und einzige LP (Morgenstern, 1987) auf Peter Heins Sneaky-Pete-Records-Label veröffentlicht wurde. Auch die Schweiz konnte, simultan zur deutschlandweiten Entwicklung, einige Gruppen wie Mittageisen oder The Vyllies vorweisen.

In den Vereinigten Staaten machte sich unterdessen eine Parallelerscheinung bemerkbar, wobei der Einfluss durch die europäische Kultur auf die amerikanische Musikszene stark umstritten ist. Der Westen der USA, insbesondere die Stadt Los Angeles, gilt dabei als frühe Hochburg des auch als „American Gothic“ bezeichneten Death Rock. 1981 erfolgte hier die Reunion der Band Christian Death, die sich innerhalb kurzer Zeit einen skandalösen Ruf erspielte. Das einige Monate später veröffentlichte Debut (Only Theatre of Pain, 1982) sorgte auf Anhieb für Aufsehen und wurde sogleich für den französischen Markt lizenziert. Mit Christian Death indirekt verbunden waren zu jener Zeit die Bands Super Heroines und Mephisto Walz. Gruppen wie 45 Grave und Screams for Tina, die sich hauptsächlich in regionalen Kreisen einen Namen machen konnten, entstammen demselben Milieu.

Die wichtigste Bezugsquelle hinsichtlich Musik- und Mode-Trends blieb jedoch Großbritannien. Erzielte zuvor die New-Romantic-Bewegung mit Künstlern wie Visage, Gary Numan oder Ultravox weltweit erste Erfolge, so trieb die Londoner Szene mit der im Juli 1982 eröffneten DiskothekBatcave“ bereits neue Blüten. Als Veranstaltungsort für Waver, New Romantics und Psychobillies entpuppte sich das Batcave zwischen 1982 und 1983 zu einem Sammelpunkt für Gothic-Punk-Bands und zum Entwicklungsort der britischen Gothic-Szene. Künstler wie Robert Smith, Ian Astbury, Nick Cave oder Marc Almond waren im Batcave regelmäßig zu Gast, die Veranstaltungen organisierte Ollie Wisdom (Specimen). Im Dunstkreis dieser Lokalität traten Bands wie Alien Sex Fiend, Play Dead, Sex Gang Children, The Southern Death Cult oder Virgin Prunes hervor. In der Mitte der 1980er führten vermehrt Bands wie The Sisters of Mercy oder deren Kontrahenten Fields of the Nephilim das Zepter, weitere Bands wie Red Lorry Yellow Lorry, The March Violets, The Rose of Avalanche, Ghost Dance, B•F•G oder Every New Dead Ghost folgten.

Für Nordfrankreich gilt die Musik von Joy Division, The Cure oder Siouxsie & the Banshees als Initialzündung der Cold-Wave-Bewegung. Sie existierte analog zur britischen New-Wave-Musik und lässt sich aufgrund ihrer Schneidigkeit und Kühle mit der Neuen Deutschen Welle oder bezüglich des Einsatzes von Moody-Slide-Gitarren mit dem frühen Gothic Rock vergleichen. Mit Künstlern wie KaS Product, Trisomie 21, Clair Obscur oder Little Nemo wurde Cold Wave über französische Grenzen hinaus bekannt.

In Spanien nahm die Dark-Wave-Bewegung 1981 mit den madrilenischen Formationen Décima Vííctima und Parálisis Permanente ihren Anfang. Dies wurde durch den frühen Tod des Parálisis-Permanente-Sängers Eduardo Benavente († 14. Mai 1983) begünstigt, der dortzulande einen ähnlichen Status als Leitfigur erlangte wie Ian Curtis. Nach der unvermeidlichen Zersplitterung von Parálisis Permanente im Jahre 1983, startete um 1985 mit der barcelonischen Band Los Humillados ein weiterer zentraler Vertreter der spanischen Szene.

Von der britischen Musikkultur weiterhin inspiriert, zeigte sich Griechenland, wo – nach einigen Konzerten renommierter Bands wie Bauhaus, The Cure und Depeche Mode – besonders in der attischen Hauptstadt Athen Gruppen wie Villa 21, The Reporters, Metro Decay, South of No North oder Slow Motion den Stein ins Rollen brachten.

Ab der Mitte der 1980er Jahre flaute der New-Wave-Boom allmählich ab. Die Dark-Wave-Bewegung selbst blieb größtenteils im Untergrund erhalten und wurde durch Künstler wie The Sisters of Mercy, Dead Can Dance, Fields of the Nephilim oder The Cure zusätzlich von oben herab bestärkt.

Das musikspezifische Interesse der Wave-Bewegung verlagerte sich allerdings sehr bald auf etliche, vor allem deutsche Newcomer-Bands wie Deine Lakaien, Girls Under Glass, Pink Turns Blue oder Love Like Blood, die den Weg in die 1990er Jahre ebneten und überdies die dunklen und melancholischen Klänge intensivierten. Künstler wie Gunnar Eysel, Bassist der 1988 gegründeten Formation Love Like Blood, bestätigen: "Da schreiben uns Leute, die sagen, aus Deutschland kämen momentan die besten Dark-Wave-Bands."

Blütezeit und Regression (1990-1998)[]

Derweil verringerte sich die Anzahl der französischen Cold-Wave-Bands erheblich. Im Gegensatz dazu erlebte der deutsche Raum aufgrund der Deutschen Einheit und infolge der Herausbildung der Neuen Deutschen Todeskunst, mit Künstlern wie Das Ich, Goethes Erben oder Relatives Menschsein, einen deutlichen Aufschwung. Jenseits jeglicher Trends und völlig unbeeindruckt von zeitgemäßen Entwicklungen wie Grunge, Britpop oder Techno, traten unzählige junge Projekte wie Silke Bischoff, Sopor Aeternus, The Garden of Delight, Diary of Dreams, Chandeen oder Love Is Colder Than Death in das Licht der Öffentlichkeit und führten die klangliche Vielfalt der späten 1980er Jahre zielstrebig fort. Als Bestseller entpuppten sich die Veröffentlichungen von Project Pitchfork, The Eternal Afflict, Wolfsheim und den Deine Lakaien.

„Der Trend ist eindeutig: Die großen Star-Bands verschwinden immer mehr aus dem Rampenlicht, während eine Vielzahl junger Nachwuchsbands sich stetig wachsenden Interesses seitens des Szene-Publikums erfreut. Und ohne unangenehmes Gefühl darf gesagt werden, dass Deutschland momentan das absolute Zentrum der Wave-Musik ist.“
– Oliver Köble, Redaktionsleiter und Herausgeber des Glasnost Wave-Magazins, Juli 1991

Hauptsächlich im Untergrund erfolgreich blieben Passion Noire, Catastrophe Ballet, Soul in Isolation, Ghosting, Morbus Kitahara, Phallus Dei, Lady Besery’s Garden, Drown For Resurrection, La Morte de la Maison, Moonchild, Printed at Bismarck’s Death, La Floa Maldita, Stoa oder The House of Usher.

Einen gewissen Einfluss übten zu dieser Zeit Künstler wie Death In June oder Sol Invictus auf die deutsche Wave-Szene aus. Nachdem der Neofolk seit seiner Grundsteinlegung zunächst ein Schattendasein führte, übernahmen deutsche Nachwuchsgruppen wie Annabelle’s Garden, Silke Bischoff oder In My Rosary die Idee einer rein akustischen Instrumentierung, Bands wie Engelsstaub, Swans of Avon, Canticum Funebris und Hekate verknüpften den Neofolk mit Neoklassik- und Electro-Wave-Elementen oder verbanden ihn mit konventionellem Gothic Rock.

Diese Blütezeit stoppte in Deutschland zwischen Mitte und Ende der 1990er Jahre, nachdem die Popularität genrefremder Musikbereiche, wie Mittelalter-Rock oder Symphonic Metal, stieg oder anfänglich traditionsbewusste Wave-Bands stilistisch andere Wege gingen. Love Like Blood, The Garden of Delight, Lacrimosa oder Catastrophe Ballet griffen zunehmend auf Metal-Elemente zurück, andere Künstler, wie Fortification 55, Project Pitchfork, The Eternal Afflict oder Love Is Colder Than Death, wandten sich Bereichen wie Trance und Electronica zu oder stellten ihre Aktivitäten vorläufig ein. Während Länder wie Italien oder die Vereinigten Staaten von diesem Phänomen zunächst unberührt blieben, wurde die Dark-Wave-Bewegung in Deutschland mehr und mehr zur Seite gedrängt und gilt aufgrund des Mangels an musikalischen Leitfiguren seit Ende desselben Jahrzehnts im Wesentlichen als erloschen.

Norditalien brachte mit Ataraxia, Black Rose, Camerata Mediolanense, Ordo Equitum Solis und The Frozen Autumn fünf Projekte hervor, die sich – neben den Vorkämpfern Kirlian Camera – international behaupten konnten. Anhand der Compilation-Serie „Intimations of Immortality“ wird erstmals die Spanne und Lebhaftigkeit der italienischen Untergrundszene sichtbar. Etwa zur selben Zeit etablierten sich amerikanische Künstler wie This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards, Trance to the Sun oder Faith and the Muse, gefolgt von Requiem in White (und deren Nachfolgeband Mors Syphilitica), Bleeding Like Mine und The Machine in the Garden. Spanien florierte mit Gruppen wie Gothic Sex, Ecodalia und Remembrance, mit den Los Humillados erreichte eine der ältesten Bands kurzzeitige Popularität über spanische Grenzen hinaus.

Nach dem Abklingen der Cold-Wave-Ära in Frankreich schaffte nur eine geringe Anzahl genrespezifischer Künstler den Sprung in die 1990er, insbesondere Collection d’Arnell-Andrea und Opera Multi Steel. Es formierten sich vermehrt Acts aus dem Gothic-Rock-Umfeld, Corpus Delicti, Dead Souls Rising, Lucie Cries und The Brotherhood of Pagans waren einige der wenigen neuen Projekte, die länderübergreifend einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten. Bis Ende der 1990er Jahre veränderte sich ein Teil dieser Bands stilistisch oder verschwand nahezu vollständig in der Versenkung. Drei weniger rocklastige Projekte aus dem französischen Raum sind hingegen Alan Woxx, Eros Necropsique und Rosa Crux. Letzteres ist seit seiner Gründung im Jahre 1984 auch heute noch als Musik- und Performance-Gruppe aktiv.

Vorerst auf Teile Westeuropas und Nordamerikas beschränkt, entfaltete sich Dark Wave in den 1990er Jahren zu einer weltweiten Bewegung. So konnten selbst Finnland mit den Two Witches, Polen mit den Fading Colours, Nordirland mit This Burning Effigy, Rumänien mit Arc Gotic oder Australien mit der Band Ikon qualitativ an tonangebende Länder anknüpfen. Mit The Breath of Life und The Dreamside machten Belgien und die Niederlande abermals von sich Reden, nachdem dort bereits in den 1980ern Künstler wie Siglo XX, Clan of Xymox oder The Essence erste Erfolge feierten.

Entwicklung bis zur Gegenwart (1999-2007)[]

Ende der 1990er und nach der Jahrtausendwende trat der Neofolk zunehmend aus dem Untergrund hervor. Forseti, Of the Wand & the Moon:, Hagalaz’ Runedance, Orplid und viele andere Künstler verhalfen dem Stil zu seiner Popularität.

Recht ähnlich erging es dem Neoklassik-Genre, das erst im Verlauf der letzten 10 Jahre einen merklichen Auftrieb verzeichnete. Musikprojekte wie Arcana, Artesia, Dargaard, Gothica, Les Secrets de Morphée und Ophelia’s Dream beschritten europaweit den Weg, den Dead Can Dance, In the Nursery oder Stoa einstmals ebneten. Mit Artemis konnte wiederholt auch ein australischer Vertreter der Neoklassik Anklang finden.

Gleichzeitig bildete sich die Dark-Wave-Bewegung auf internationaler Ebene weiter zurück. Dieser Umstand wurde zusätzlich durch Künstler wie Kirlian Camera, Diary of Dreams, Love Spirals Downwards, The Machine in the Garden oder Sophya begünstigt, die ihre Kompositionen um genrefremde Elemente aus den Bereichen Trip Hop, Techno und Electronica erweiterten. Auch die Grenzen zwischen Ethereal und Shoegazing verblassten über die Jahre, sodass Gruppen wie Autumn’s Grey Solace, Tearwave oder Aenima oftmals beiden Genres zugeordnet wurden. Als in den Jahren 2002 und 2003 auch führende Bands wie Lycia, Trance to the Sun und This Ascension ihre musikalischen Aktivitäten einstellten, erlosch Ethereal als Teilströmung der Dark-Wave-Bewegung binnen kürzester Zeit.

Simultan dazu erlebte der Gothic Rock ein Revival im alten Stil; Gruppen wie Cinema Strange, Zadera, Chants of Maldoror, Scarlet’s Remains, Frank the Baptist oder Bloody Dead And Sexy knüpfen an die Wurzeln des Genres im Punk an und verbinden den frühen Gothic Rock mit den Produktionsmöglichkeiten der heutigen Zeit. Viele dieser Bands werden gegenwärtig unter der Bezeichnung Death Rock vermarktet, obwohl sie stilistisch primär in der britischen Batcave-Szene der frühen 1980er verankert sind.

Genrespezifische Untergliederung[]

Ebenso wie New Wave ist Dark Wave eine Epoche mit mehreren, musikstilistischen und regionalen Ausprägungen. Dieser Epoche werden prinzipiell Stilformen zugewiesen, die Ende der 1970er und über die 1980er Jahre hinweg verteilt entstanden sind. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren kam es vermehrt zu Überlagerungen der Genres untereinander, da viele Künstler von nun an aus der stilistischen Vielfalt des vorangegangenen Jahrzehnts schöpfen konnten. Die Musik dieser Künstler ist in Folge dessen nur schwer rubrizierbar und wird hilfsweise mit der Bezeichnung „Dark Wave“ grob umschrieben. Ein Beispiel hierfür ist die Band Endraum, die sowohl neoklassische Elemente als auch Joy-Division-typische Gitarren in ihrer Musik vereinte.

Einige Richtungen, wie beispielsweise der Neofolk, verstehen sich heute als unabhängige Genres mit eigenständiger Subkultur, obgleich sie sich aufgrund zahlreicher stilistischer Verschränkungen nicht eindeutig aus dem Dark-Wave-Kontext heraustrennen lassen.

Entwicklung


Anmerkungen zum Begriff[]

Die Herkunft der Bezeichnung „Dark Wave“ ist umstritten. Es gibt einen Hinweis darauf, dass sie außerhalb Deutschlands bereits 1984 für die Musik von Bauhaus verwendet wurde. Im Anschluss daran kam sie in Verbindung mit dem Album Black Celebration von Depeche Mode zum Einsatz. Die bisher älteste bekannte Erwähnung innerhalb des deutschen Sprachraumes geht auf das Jahr 1988 zurück, dieses Mal in Bezug auf die Single "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division. Anschließend wurde der Begriff vermehrt in den frühen 1990ern genutzt und konnte sich einige Zeit später auch in den USA – neben der Bezeichnung Ethereal – etablieren.

Besonders nennenswert ist in diesem Zusammenhang das in Brooklyn (New York City) beheimatete Label Projekt Records, das lange Zeit mit der deutschen Plattenfirma Hyperium Records zusammenarbeitete und seit 1993 die Bezeichnung „Dark Wave“ (hier als „Darkwave“) in seinem Mailorderkatalog führte, um Veröffentlichungen deutscher Bands wie Project Pitchfork auf dem amerikanischen Markt zu veräußern. Überdies besaß die deutsche Firma Gymnastic Records (aufgegangen in Chrom Records, das Label, bei dem auch Deine Lakaien unter Vertrag stehen) ein Schwesterlabel in Los Angeles. Für einen regen Austausch zwischen den Kontinenten war somit gesorgt.

Weitere Spuren finden sich in Frankreich: In einem Interview in der 1989er Frühjahrsausgabe der französischen Zeitschrift „Illusions Perdues“ bezeichnet Gitarrist Réy Lozowski die Musik seiner Cold-Wave-Formation Excès Nocturne als New Wave Noire (dt. „dunkle New Wave“).