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Emo (Emotional Hardcore) bezeichnet ursprünglich ein Subgenre des Hardcore-Punk, auch Emocore genannt, das sich durch das stärkere Betonen von Gefühlen wie Verzweiflung und Trauer sowie durch die Beschäftigung mit persönlichen Themen wie Liebe und Freundschaft auszeichnet.

Definition und Probleme[]

Generell gestaltet sich die Definition von Emo schwierig, weil die Genre-Bestimmung und die daraus resultierende musikalische Einteilung innerhalb der Hardcore/Punk-Szene – zumindest in den Anfangstagen – nicht in diesem Maße vorhanden war. Viele sehen den Begriff – ähnlich wie beim Grunge – als einen von außen hineingetragenen Musikbegriff für eine Art von Musik, die so gar nicht abgrenzbar ist.

Guy Picciotto, der unter anderem in der Band Rites of Spring spielte, sagte dazu in einem Interview:

„I’ve never recognized ‚emo‘ as a genre of music. I always thought it was the most retarded term ever. I know there is this generic commonplace that every band that gets labeled with that term hates it. They feel scandalized by it. But honestly, I just thought that all the bands I played in were punk rock bands. The reason I think it’s so stupid is that – what, like the Bad Brains weren’t emotional? What – they were robots or something? It just doesn’t make any sense to me.“
(„Für mich war ‚Emo‘ nie ein Musikgenre. Ich hielt es für den dümmsten Begriff überhaupt. Es gibt diese Binsenweisheit, dass alle Bands, die als Emo bezeichnet werden, den Begriff hassen, sie fühlen sich stigmatisiert. Ehrlich gesagt dachte ich, all die Bands, in denen ich spielte, seien Punkrockbands. Emo halte ich für einen dämlichen Begriff, schließlich spielen auch Bands wie die Bad Brains emotionale Musik, das sind ja schließlich keine Roboter oder sowas. Es ergibt schlicht keinen Sinn.“)

Entstehung[]

Als Ursprung von Emo gilt die sogenannte Washington D.C.-Hardcore-Punk-„Schule“, die neben den Westcoast-Gruppen und später dem New York Hardcore (NYHC) als die wichtigste und stilbildendste in der Hardcore-Bewegung gilt. Bands wie Minor Threat, Government Issue oder auch die frühen Bad Brains prägten den Hardcore-Punk aus Washington. Schon Anfang der 1980er Jahre suchten einige Musiker innerhalb der Hardcore/Punk-Szene Wege, um eine Antwort auf die zunehmende Härte und den Machismo – also Umgangsformen, die nicht viel mit den Hardcore-Idealen zu tun haben – von Teilen innerhalb der Hardcore-Szene zu finden.

Stattdessen wollten sie offen Emotionen und Gefühle zeigen und dies auch in ihren Songs verarbeiten, und dies ist – trotz aller fortschrittlicher Gedanken im Hardcore – in der damaligen rauen, eher pessimistisch denkenden, Hardcore-Szene schon ein wenig verpönt.

Als wichtiger Wegbereiter gilt die Band Rites of Spring, die Mitte der 1980er Jahre aktiv war. Vorher hatte schon die Band Hüsker Dü aus Minneapolis emotionale Passagen in ihre Lieder eingebaut und Liebe und Verzweiflung thematisiert. Nachdem Rites of Spring aufgelöst wurde, formierten sich wenig später die Bands Embrace und Fugazi, die beide zu den wichtigsten Bands im Emo und Post-Hardcore-Bereich zählen.

Inspiriert von dem als klassischen D.C. Sound bekannt gewordenen Emo- bzw. Hardcore-Punkklängen bildeten sich Ende der 1980er Jahre weitere Bands wie Nation of Ulysses, Shudder To Think und Fire Party, die den Post-Hardcore/Emo weiterentwickelten. Vor allem die ebenfalls zu dieser Zeit existierende Band Moss Icon trug zum Sound des Emos bei. So wurde das – heute bekannte – Laut/Leiseschema und der Wechsel zwischen geschrienem und clean gesungenem Gesang von vielen nachfolgenden Bands übernommen.

Andy Radin, ehemaliger Bassist bei der Screamo-Band Funeral Diner, beschreibt den Stil und Einfluss von Moss Icon so:

„Moss Icon strips the 'emo' element down to the core, and adds a great deal of intricate, arpeggiated guitar melody (by Tonie Joy, later of Born Against, Lava, Universal Order of Armageddon, etc.) with a strong focus on loud/soft dynamics. The vocals, too, break new ground by building up to actual top-of-the-lungs screaming at songs' climaxes.“

Nach einiger Zeit entstanden auch in anderen Hardcore-Zentren Emo-Bands, an der Westküste sowie an der Ostküste, vor allem rund um New York City.

Zum Einen bilden sich Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er Jahre New Yorker Emo-Bands, wie die einflussreiche Band Policy of 3 oder auch die kurze Zeit existierende Native Nod, sowie Bands mit einem härteren Emo-Sound, von denen Merel zu den Bekanntesten gehörten.

An der Westküste bildeten sich zum Anderen in etwa zur selben Zeit Emo-Bands wie etwa Still Life, als auch Bands wie Heroin, Indian Summer, Antioch Arrow, Universal Order of Armageddon und Swing Kids, die ebenfalls einen härteren Emo-Stil spielten. Der Sound der härteren Emo-Bands entwickelte sich – wie auch der, der härteren New Yorker Bands – später zum Screamo. Teilweise werden auch schon diese Bands damit beschrieben. Vorher hatten schon Bands aus dem Bereich Punkrock und melodic Hardcore, etwa Jawbreaker und Dag Nasty, in ihren Stil Emo-Elemente integriert.

Mitte der 1990er Jahre folgten Bands wie Falling Forward, die den „typischen“ Emo-Sound weiter festigten.

Weiterhin folgten gegen Ende des Jahrhunderts weitere Bands, etwa die einflussreichen Four Hundred Years und auch Gruppen wie Thursday, die den ewas experimentelleren und in Teilen ruhigeren Sound des emotional Hardcore weiterentwickelten. Zum Anderen entstanden eher straighteren Emo spielende Bands, wie die vormals als „reine“ Hardcore-Punk-Band gegründete Gruppe boysetsfire.

Im Screamo-Bereich bildeten sich ab Mitte der 1990er Jahre mit Saetia, Funeral Diner und anderen wichtige Bands.

Mit der Jahrtausendwende kommen Bands wie Senses Fail, deren Emo-Stil stark vom Pop-Punk geprägt ist.

Anfang 2000 entstehen mit Silverstein weiterhin Gruppen, deren Stil durch einen glatteren, geradlinigeren und besser produzierteren Sound, durch den geschrienen Gesang, aber auch durch einige Pop-Punk-Elemente geprägt ist. Vielfach wird die uneingeschränkte Verwendung des Genres Emo für diesen Sound kritisiert. Stattdessen wird oft Post-Hardcore zumindest als Zweitbestimmung vorgezogen. Fälschlischer Weise wird der Stil teilweise auch mit dem Begriff Screamo beschrieben. Die falsche Einordnung von Bands in das Genre Screamo wird in der Folgezeit häufiger anzutreffen sein.

Die Screamo-Band Hot Cross entsteht ebenfalls im Jahr 2000, obgleich ihr Sound stärker experimentell mit anderen Genres spielt, während 2003 mit Still Life eine einflussreiche Emoband nicht mehr aktiv ist.

Des Weiteren entstehen mit Alexisonfire, A Static Lullaby und anderen härtere Post-Hardcore-Bands, deren Stil sowohl von außen, als auch von den Gruppen selbst, mit Emo umschrieben wird.

2002 gründet sich Funeral for a Friend. Eine Band, die kommerziell erfolgreich sein wird, deren Stil sich jedoch noch weiter vom eigentlichen Emo entfernt. Dennoch gilt die Band bei vielen als Inbegriff des Genres, was vielen anderen so unkommentiert schon ein wenig aufstößt. Deren Sound werden sich viele nachfolgende Bands mehr oder weniger zu eigen machen.

Nicht zuletzt wurden bzw. werden in den letzten Jahren viele Gruppen und deren Sound fälschlicherweise mit dem Genre in Verbindung gebracht. Zum einen werden Bands, die eher dem Alternative Rock zugeordnet werden, zum anderen Bands die dem aufkommenden Metalcore zugeschrieben werden, zumindest aber starke Einflüsse haben, fälschlich als Emo oder Screamo bezeichnet.

Emo und Indierock[]

In den 1990er Jahren wurde der Begriff Emo zunehmend auch für einige Bands verwendet, die stärkere Einflüsse aus dem Bereich des Indierock in ihre Musik integrierten. Emo wurde zum Ende der Achtziger zum Teil experimenteller und nahm immer mehr Merkmale des ebenfalls aus Hardcore/Punk-Kreisen entstanden Indierocks auf. Gerade der Sound von Post-Hardcore-Bands, etwa Fugazi und Hoover, diente vielen Bands dabei als Inspiration.

Als Startpunkt dieser Entwicklung wird oft das Album Diary von Sunny Day Real Estate aus dem Jahr 1994 gesehen.

Steve Huey (All Music Guide) beschrieb die Band und das Album wie folgt:

„Diary, virtually defined emo in the 90s. Diary was the album that made emo accessible, fusing its gnarled guitars and nakedly emotional vocals with more than a hint of melodic Seattle grunge.“

Weitere Bands, die den Indierock-lastigen Emo prägten bzw. prägen sind vor allem The Get Up Kids, Texas is the Reason, The Promise Ring.

Dennoch ist die Einordnung in das Genre Emo wegen der sehr vagen musikalischen Merkmale und Gemeinsamkeiten etwa mit anderen Emo-Bands nicht unumstritten. Auch die Bands selbst sehen ihre Eingruppierung in eine Hardcore-Punk-nahe Musikrichtung sehr skeptisch. So äußerte der Gittarist Tom Linton, der ebenfalls diesem Indierock-Emo zugerechneten Band Jimmy Eat World, in einen Interview 2007:

„Wir haben zwar Emo aus den achtziger Jahren gehört, werden aber nicht gerne mit diesem Label versehen, weil es eben woanders herkommt als wir. [...]wir haben uns immer nur als Rockband auf der Suche nach dem perfekten Song verstanden“

Stil[]

Die Post-Hardcore Band Alexisonfire, die auch dem Genre Emo zugeordnet wird.Generell ist eine stilistische Beschreibung von Emo wegen der großen Differenzierung innerhalb, gerade auch mit Blick auf die eher vom Indierock geprägten Emobands, schwierig. Das Hauptaugenmerk liegt deshalb auf dem klassischen „emotional Hardcore“.

Musikalisch gesehen handelt es sich bei Emo im weitesten Sinne um eine Form von Post-Hardcore, jedoch deckt der Begriff aber längst nicht alle Möglichkeiten des Subgenres mit ab. Die Unterscheidung zwischen „nur“ Post-Hardcore-Bands und Bands, die auch dem Genre Emo zugeschrieben werden ist deshalb teilweise schwierig. Ursprünglich basierte Emo auf dem typischen Mid-Tempo Washington D. C. Hardcore-Punk-Sound. Ein punkiges Schlagzeug traf damals auf laute verzerrte Gitarren, wobei sich wildere und schnellere Parts mit langsameren Abwechselten. Gesanglich prägte vor allem der Gesang von Guy Picciotto, aber auch von Ian MacKaye, der zwischen leisen Melodien und emotionalen Schreien wechselte, den Sound von Emo. Weiterhin prägte auch die Band Moss Icon den Stil.

Musikalisch gesehene Besonderheiten des Emos sind – wie beim Post-Hardcore oft üblich – die Wechsel im Gesang (Clean und Schreien), im Tempo und der Lautstärke, sowie die auch hier meldiöseren und komplizierten Riffs der Gitarren. Anders als beim normalen Post-Hardcore sind die noch experimentierfreudigere Songstruktur, der stärkere Einbau von langsamen Textstellen und Liedern, die Eindeutig zum großen Teil stark emotionalen Texte, in denen es eher um Liebe, Trauer, Verzweiflung aber auch oft andere Alltagsprobleme geht, weniger sind politische Themen vorhanden. Experimentell werden oft auch Synthies und Keyboards verwendet.

Politik, Straight Edge und D.I.Y. (Do it yourself)[]

Schon am Anfang waren Emo-Bands einstellungsmäßig fest verankert in der Hardcore-Punk- und Punk-Szene. Obwohl gerade auch im Emo-Bereich viele Bands Verträge bei Major-Labeln angenommen haben, unkritisch Merchandise verkaufen und damit ihren Labels beträchtliche Einnahmen bescheren, ist der „Do it yourself“-Gedanke (D.I.Y.) grundsätzlich vorhanden und wird von vielen auch gelebt und umgesetzt. Gerade auch im Screamo-Bereich veröffentlichen kleine, unabhängige Labels Alben in kleinen Stückzahlen.

Viele Emo-Bands sind auch Straight Edge-Bands, bzw. viele Bandmitglieder leben nach diesen Gedanken. Dazu zählen zum Beispiel Policy of 3 und boysetsfire.

Andere Einstellungen und Meinungen, die beim Hardcore-Punk üblich sind, wie etwa Veganismus, die Beschäftigung mit Tierrecht/Antispeziesismus und Tierbefreiung werden auch von Emo-Bands gelebt und aktiv propagiert. So beteiligt sich etwa die kanadische Emo-Band Silverstein, Thursday oder Senses Fail an Kampagnen der Tierrechtsorganisation PETA.

Einige Bands – wie beispielsweise Four Hundred Years – sind auch explizit (links-)politisch, auch wenn sie ihre Musik nicht als unbedingte Plattform für ihre politischen Meinungen sehen. So gehört unter anderem Moss Icon oder etwa die Post-Hardcore/Emo-Band boysetsfire zu den wenigen eher kommunistisch orientierten Bands im sonst eher auch links, aber eher anarchistisch geprägten Hardcore-Punk.

Obgleich die vom Hardcore-Punk bekannten Einstellungen und die Moral bei vielen Emo-Bands weniger stark ausgeprägt sind – gerade bei stark kommerziell ausgerichteten und wenig in der Hardcore-Punk-Szene verankerten Bands – sind diese Ideale dennoch verbreitet.