Als Krautrock wurde ab Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre die Rockmusik westdeutscher Bands bezeichnet, die teilweise auch international bekannt wurden.
Bezeichnung und Selbstverständnis[]
Die Bezeichnung Krauts stammt ursprünglich aus dem Zweiten Weltkrieg als Bezeichnung für die deutschen Soldaten. Zur Erfindung des Begriffs Krautrock soll John Peel, ein bekannter englischen Radiomoderator, 1968 vom Titel "Mama Düül und ihre Sauerkrautband" spielt auf der gerade erschienenen LP Psychedelic Underground der Band Amon Düül angeregt worden sein. Ein anderer Zusammenhang, aus dem die Entstehung des Begriffes "Krautrock" zu erklären wäre, ist der Umstand, dass in Manuel Göttschings (Ash Ra Tempel) erster Schülerband "Bad Joe" der Bassist Christian Kraut hieß. Die dritte und vielleicht einzig belegbare Entstehung dieses Begriffs: Ende Mai 1973 nahm die Hamburger Gruppe Faust für Virgin Records in deren Studio The Manor in Oxfordshire ihre vierte LP auf. Der Opening Track hieß "Krautrock". Virgin Records übernahm daraufhin diesen Begriff in ihre Kataloge als Spartenbezeichnung für diese Art deutscher Musik.
In Deutschland wurde Krautrock oft als selbstironische Bezeichnung für die eigene Musik verwendet, um damit auszudrücken, dass man Deutschland für ein popkulturelles Entwicklungsland hält. Krautrock war zu Beginn mehr als Sammelbegriff für Musik aus Deutschland zu sehen; es gab weder eine einheitliche Bewegung, noch weitreichende stilistische Gemeinsamkeiten. Abgesehen von der Verwendung des nicht schmeichelhaft gemeinten Wortes "Kraut" wird durch diese Zusammenfassung verschiedenster Stilrichtungen und die Reduzierung auf ihre geographische beziehungsweise nationale Herkunft der Begriff Krautrock auch oft als eine abwertende Bezeichnung verstanden. So waren beispielsweise Amon Düül und Agitation Free dem Psychedelic Rock verpflichtet, Tangerine Dream neigten eher dem Bereich der elektronischen Musik zu, Guru Guru praktizieren zunächst Space Rock à la Hawkwind und frühe Pink Floyd, Embryo waren dem Jazz Rock, Birth Control dem Hardrock zuzuordnen, während Can eine nahezu avantgardistische Kompositionshaltung wählten. Wobei sich die Bands insgesamt oft durch eigene Interpretationen der anglo-amerikanischen Muster auszeichneten, was auch internationale Anerkennung mit sich brachte. Schon früh gab es Bands, die völlig selbstverständlich auf Deutsch sangen (Ihre Kinder). Bemerkenswert ist die Nähe vieler Bands zum außerparlamentarischen Widerstand und zu linken Gruppierungen (Floh de Cologne, Ton Steine Scherben, Lokomotive Kreuzberg). Agitation Free hatten ihren Übungsraum in der K1 und spielten oft bei Aktionen der Haschrebellen. Bemerkenswert ist auch der Fakt, dass Gruppen wie Omega (Ungarn) und Nektar (GB/USA) aufgrund ihres Erfolgs in der BRD oft zu den Krautrockern gezählt werden.
Als einzig gemeinsame Grundtendenz wäre die Neigung zu komplexeren Strukturen zu nennen, wodurch eine enge Verwandtschaft zu Progressive Rock/Artrock und Jazzrock besteht. Aus heutiger Sicht ist besonders hervorzuheben, dass hier auffällig viele Musiker mit der damals neuartigen Synthesizer-Technik experimentierten. Dies gilt neben Can vor allem für Tangerine Dream und deren Umfeld (Klaus Schulze, Ash Ra Tempel), die so möglicherweise die Basis für den späteren Welterfolg von Kraftwerk (Autobahn, 1974) lieferten.
Da sich angefangen vom Hip-Hop-Pionier Afrika Bambaataa bis hin zu Techno-"Originator" Juan Atkins international viele Musiker der folgenden Generationen explizit auf diesen "elektronischen" Bereich bezogen, kommt dem Krautrock rückblickend eine durchaus große pophistorische Bedeutung zu, auch wenn dies seinerzeit weder beabsichtigt noch absehbar gewesen ist. Deutliche Krautrock-Einflüsse lassen sich auch bei Indie-Bands wie Sonic Youth (vor allem Can) und Stereolab (vor allem Neu!) feststellen.
Immer geläufiger wird der Begriff Krautrock als Genrebezeichnung für psychedelische und experimentelle Rockmusik mit elektronischen Elementen.
Bedeutende Vertreter[]
2066 and then • Abacus • Aera • Aero Sound • Agitation Free • Ainigma • Anima • Annexus Quam • Amon Düül (1 und 2) • Ash Ra Tempel • Baumstam • Birth Control • Bröselmaschine • Can • Cluster • The Cosmic Jokers • Deaf • Deuter • Eela Craig • Electric Orange • Eloy • Embryo • Emergency • Epitaph • Faust • Floh de Cologne • Franz K. • Frumpy/Atlantis • Gift • Gila • Grobschnitt (Anfänge) • Guru Guru • Harmonia • Hoelderlin • I Drive • Ihre Kinder • Ixthuluh • Jane • Jeronimo • Karthago • Kin Ping Meh • Kraan • Kraftwerk (Anfänge) • Lily • La Düsseldorf • Lucifer's Friend • Motherhood • Mythos • Nektar • Neu! • Novalis • Passport (Anfänge) • P2O5 • Popol Vuh • Proud Flesh • Rufus Zuphall • Sahara • Satin Whale • Conrad Schnitzler • Staff Carpenborg & The Electric Corona • Subject Esq. • Tangerine Dream • Thirsty Moon • Trash • Trigon • Tritonus • Triumvirat (New Triumvirat) • Waldschrat • Wallenstein • Walpurgis • Witthüser & Westrupp • Xhol Caravan